Hubschrauber

Die Polizeihubschrauberstaffel (PHuSt) besteht seit 1992 und ist der Direktion Einsatz/Verkehr zugeordnet. Das Land Berlin besitzt aus Kostengründen keine eigenen Hubschrauber mehr, sondern teilt sich seit 2004 einen Hubschrauber mit der Bundespolizei. Es handelt sich um einen EC 135 T2 (neu: H135) von Eurocopter/Airbus, der in Ahrensfelde bzw. Blumberg am nordöstlichen Stadtrand stationiert ist, wo auch die BFE- und BFE+-Einheiten der Bundespolizei sitzen. Der Funkrufname des Berliner Hubschrauber ist “Pirol”. Daneben befinden sich in Blumberg weitere (insgesamt 18) Helikopter der Bundespolizei und ein Brandenburger Hubschrauber (Rufname “Adebar”), welche auch über Berlin zum Einsatz kommen.

Die Hubschrauber werden bei Großlagen wie Naziaufmärschen, Räumungen, Staatsbesuchen, aber auch zur Suche nach Vermissten sowie zur Fahndung und Verfolgung von Verdächtigen und für Observationen eingesetzt. Beinahe täglich kommen sie auch bei Kfz-Unfällen im Umland und zur Bestreifung von Bahnanlagen zum Einsatz, die für Graffiti beliebt sind. Inzwischen werden Hubschrauber auch verwendet, um im Winter Menschen von zugefrorenen Seen in der Stadt zu vertreiben.

Vom Sofa aus mitfliegen

In der Regel müssen Flugzeuge und Hubschrauber dauerhaft ihre Kennung, Position, Höhe, Geschwindigkeit usw. über das ADS-B-System melden (in Ausnahmefällen dürfen Polizeihubschrauber das ADS-B aber abschalten). Diese Daten werden auf Websites wie adsbexchange.com der Allgemeinheit zugänglich gemacht.

Wenn du also mal wieder den nervtötenden Hubschrauberkrach über deinem Kiez hörst, kannst du quasi live mitfliegen – die Verzögerung beträgt meistens nur wenige Sekunden. Häufig über Berlin anzutreffen:

https://globe.adsbexchange.com/?icao=3e0a43
https://globe.adsbexchange.com/?icao=3e0a33
https://globe.adsbexchange.com/?icao=3df19e

Funktionen:

  • Luftbildaufnahmen (LuBi)
  • Videoaufnahmen
  • luftgestützte Messbildaufnahmen (LMBA)
  • Wärmebildaufnahmen
  • Nachtsichtfunktion / Restlichtverstärker
  • polizeitaktische TV-Übertragungen
  • Suchscheinwerfer

In der Praxis

Der Suchscheinwerfer kann zur Unterstützung von Polizeikräften am Boden genutzt werden, wie es bereits mehrfach im Nordkiez rund um die Rigaer94 praktiziert wurde. Die aufgenommenen Bilder werden zur Koordinierung zur Einsatzleitung übertragen und/oder als Beweismittel zur Strafverfolgung gespeichert. Einige Einheiten haben auch mobile Empfangsgeräte für das Videosignal und sind nicht auf ein extra ausgestattetes Fahrzeug angewiesen. Die moderne Videotechnik ermöglicht brauchbare Bilder auch aus über einem Kilometer Höhe, wenn der Hubschrauber nur noch begrenzt akustisch wahrnehmbar ist. Die akustische Wahrnehmung kann ohnehin stark von Flugrichtung, Windrichtung und der baulichen Umgebung abhängen – es kann vorkommen, dass der Hubschrauber erst bemerkt wird, wenn er quasi schon da ist.

Wenn jedoch gerade kein Hubschrauber in der Nähe oder überhaupt in der Luft ist, lässt sich ein Zeitfenster schätzen. Die empfohlene Geschwindkeit (“cruise speed”) des EC 135 liegt bei ca. 250 km/h, das absolute Maximum (“never exceed speed”) bei 287 km/h. Es können also ca. 4 km/Minute zurückgelegt werden. Den Start nicht eingerechnet, braucht der EC 135 also immernoch gut 5 Minuten, um von Blumberg z.B. nach Steglitz oder Spandau zu fliegen. Die maximale Flugdauer beträgt ca. 3,5 Stunden, die maximale Flughöhe 6.000 Meter.

Die Hubschrauberbesatzungen sind geschult, Menschen am Boden zu verfolgen. Ist man einmal im Fadenkreuz ihrer Kameras, ist es nicht einfach, sie wieder loszuwerden. Es gibt jedoch bisher keine zuverlässigen und beweisfesten Softwarelösungen, die automatisiert die Zielperson verfolgen könnten – lediglich die Hubschrauberbesatzung und die Polizeikräfte, die an die Zielperson herangeführt werden, müssen ausgetrickst werden. Hilfreich können sein: Wechsel der Kleidung, Wechsel der Art und Weise der Bewegung / des Gehens, Betreten von belebten Bahnhöfen und Einkaufszentren. In Gruppen kann es hilfreich sein, sich in einem belebten Gebäude zu trennen – denn auch Nachtsichtfunktion und Wärmebildfunktion können nicht durch Wände gucken. Wichtig ist dabei, dass permanent viele Menschen das Gebäude betreten und verlassen.

Moderne Wärmebildfunktionen sind nur schwer zu täuschen, denn sie nehmen schon kleinste Temperaturunterschiede auf und geben sie bildlich wieder. Einfache Methoden zur Reduktion der Wärmeabstrahlung des Körpers (Wärmedecke, Daunenjacke, Winterhandschuhe, etc.) machen praktisch keinen Unterschied.

Laserpointer

Laserpointer sind ein derart häufiger Eingriff in den Luftverkehr, dass es fast überall Richtlinien zum Umgang damit gibt. Für Polizeihubschrauber gilt: das Fluggerät von der Laserquelle wegdrehen und Nachtsichtbrille aufsetzen (schützt die Augen und erleichtert gleichzeitig die Ortung der Laserquelle). Bei Verletzung oder Behinderung übernimmt das zweite Besatzungsmitglied; alle wichtigen Steuerungselemente sind doppelt vorhanden.

Beim G20-Gipfel in Hamburg 2017 versuchte ein aufgebrachter Anwohner, mit einem handelsüblichen Laserpointer den Polizeihubschrauber “Libelle” zu blenden. Leider aus seinem eigenen Wohnungsfenster heraus – er wurde zu 6 Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Aussagen der Piloten, sie seien beide auf dem rechten Auge geblendet worden und kurzzeitig flugunfähig gewesen, der Hubschrauber gar um mehrere hundert Meter abgesackt, stellten sich allerdings als abgesprochene Lügen heraus.

Ebenfalls 2017 wurde in Berlin Nero festgenommen, nachdem er einen Laserpointer auf den Polizeihubschrauber gerichtet hatte, der über dem Nordkiez kreiste. Die Besatzung konnte ihn verfolgen und mehrere Streifen an ihn heranführen.