Polizist*innen in Zivil treten in verschiedenen Einsatzlagen und Situationen auf. So ziemlich jeder polizeiliche Bereich hat Beamt*innen, welche aus einsatztaktischen Gründen in Bürgerlicher Kleidung ihren Dienst versehen. Von einfachen Kripo-Beamt*innen, die mehr aus Tradition heraus in zivilen Klamotten unterwegs sind, bis hin zu verdeckt operierenden Kräften sind die Gründe für fehlende Uniformen entsprechend vielseitig. Jene, die Alltagskleidung zum Zwecke der Tarnung tragen, wollen wir in diesem Bericht etwas näher betrachten. Dies geschieht bei den jeweiligen Formationen, bei denen die Beamt*innen in zivil eingesetzt werden. Um nicht den Überblick zu verlieren, hier eine kurze Auflistung mit entsprechendenen Verweisen:
Zivile Streifen
Nicht jede*r Schutzpolizist*in ist unformiert und in einem Auto mit Blaulicht unterwegs. Die Abschnitte setzen immer auch zivile Polizist*innen ein, die den Kiez in bürgerlicher Kleidung und mit zivilen Autos bestreifen. Viele von ihnen sind im Streifendienst Kriminalitätsbekämpfung (StrD K) der einzelnen Abschnitte tätig. Daher werden diese von uns dort besprochen. Etwas zu ihren Einsatztaktiken findet ihr auch bei dem Einsatzkonzept Plötzlich Ärger.
Referat K – Fahndung, Observation, Aufklärung (FAO)
Ein besonderer Teil des Referates für Kriminalitätsbekämpfung sind die Kräfte für Fahndung, Aufklärung und Observation (FAO) der Direktionen. Die Mitarbeiter*innen der FAO sind speziell geschult und von ihnen werden spezielle Maßnahmen in Bereichen der Observation, Fahndung und Festnahmen von Tatverdächtigen für die Kommissariate der Sachbearbeitung wahr genommen. Weiterhin sind die FAO Kräfte bei der Bekämpfung der Delikte der Straßenkriminalität und für Aufklärungsmaßnahmen bei Einsätzen aus besonderem Anlass eingesetzt. Gelegentlich unterstützen die FAO-Kräfte der Direktionen auch das deutlich besser ausgebildete, aber dünn besetzte Personal des LKA 62 (MEK FAO). Bei manchen Tätigkeiten sind sie wohl von den zivilen Streifen kaum zu unterscheiden, daher gilt auch vieles des dort genannten für sie.
Referat K – Sofortbearbeitung / Kriminaldauerdienst
Festnahme am 1. Mai 2021
Auf diesen Fotos ist eine Festnahme durch zivile Beamte am 1. Mai 2021 in Neukölln zu sehen. Noch ist nicht klar, zu welcher Einheit diese Bullen gehörten. Bekannt ist nur, dass sie sich unauffällig unter die Leute mischten und in ihrer unmittelbaren Nähe waren. Plötzlich passierte der Zugriff – wobei für die betroffene Person nicht klar war, von wem sie angegriffen wurde und auch für die umstehenden erst spät klar wurde, dass es sich um einen Polizeizugriff handelte. Überfordert mit der Situation holten die Zivis sich Hilfe von einer in der Nähe befindlichen Hundertschaft und ließen diese die Drecksarbeit machen, während sie sich selbst in Sicherheit brachten.
Das Referat K (Kriminalitätbekämpfung) ist bei den fünf örtlichen Direktionen angesiedelt. Von den dort tätigen Beamten in der Sofortbearbeitung bzw. des Kriminaldauerdienstes werden alle keinen Aufschub duldenden kriminalpolizeilichen Maßnahmen vorgenommen. Diese warten also meist auf der Direktion darauf, zu Einsätzen der Schutzpolizeistreifen hinzu gerufen zu werden und dort Ermittlungen zu übernehmen. Ihre zivile Kleidung ist eher Tradition und Bequemlichkeit als dass sie ihr Bullendasein verschleiern soll. Der Rest des Referates K ermittelt vom Schreibtisch aus (Sachbearbeitung) und sollte selten auf der Straße zu sehen sein.
Tatbeobachter*innen
Tatbeobachter*innen sind Teil einer BFE-Einheit bzw. in Berlin einer Einsatzhundertschaft. Ihr Ziel ist es Straftaten zu beobachten, die vermeintlichen Täter*innen unauffällig zu verfolgen und sie der ihr zugeordneten uniformierten Einsatzhundertschaft zur Festnahme zuzuführen. Ihre Tarnung wird vor allem dadurch begünstigt, dass sie in Situationen mit vielen Leuten eingesetzt werden, wo einzelne Personen nicht stark auffallen. Informationen zum Vorgehen findet ihr bei den Einsatzhunderschaften.
Operative Gruppen (OG)
Aufgrund steigender Kriminalität in einigen Phänomenbereichen wurden in Berlin einige spezielle Einsatzgruppen gebildet, die Schwerpunkte in der sogenannten Verbrechensbekämpfung behandeln. Insbesondere zu nennen ist hier die Operative Gruppe Jugendgewalt (OGJ). Die OGJ gibt es in jeder Direktion. Das heißt, in allen Direktionen wurden einige Beamt*innen zusammengefasst, um schwerpunktmäßig die Kriminalität, die von Jugendlichen begangen wird zu verfolgen. Bereits ausführlich behandelt wurde die OGJ bei den Örtlichen Direktionen.
MEK A/OD (auch bekannt als PMS)
Wohl vielen bekannt sind die Personen des LKA 64 (offziell: Mobiles Einsatzkommando für Aufklärung und operative Dienste). Früher hieß ihre LKA-Abteilung “Politisch Motivierte Straßengewalt”, unter dessen Kurzform “PMS” sie heute noch vielen geläufig sind. Ihre Aufgabe ist die zivile, aber meist offene, Ausspähung von politischen Strukturen und deren Einschüchterung. Näheres dazu findet ihr bei den Sondereinheiten.
MEK LKA 62
Im Gegensatz zum MEK A/OD ist das MEK des LKA 62 dafür zuständig Einzelpersonen geheim auszuspähen. Sie sind Observations- und Überwachungsspezialist*innen. Kennen tut sie wohl kaum jemand, sie brechen lieber eine Observation ab, als entdeckt zu werden.
Verdeckte Ermittler*innen
Sind Bullen, die mit einer aufwändig angelegten neuen Identität auf Personen oder Gruppen angesetzt werden. Ihr Ziel ist die komplette Ausleuchtung einer Person und ihres Umfeldes. Die Polizei setzt verdeckte Ermittler*innen aus dem LKA65 ein. Aber auch der Vertrauensschutz nutzt verdeckte Ermittler*innen.
Vertrauenspersonen
Sind genau genommen keine Polizeieinheiten. Es sind private Personen, die gegen Geld oder andere Versprechungen der Polizei Informationen aus einer bestimmten Szene zur Verfügung stellen. Geführt werden Vertrauenspersonen von den Bullen im LKA 65.