Auch die Gruppenkraftwagen (GruKw) wurden vor allem früher in die Taktik mit einbezogen und genutzt. Bei dieser operativen Nutzung ihrer „Gruppenkraftwagen“ haben die geschlossenen Einheiten der Berliner Polizei in der Vergangenheit eine bundesweit einmalige Taktik angewandt.
Berliner GruKw im Steinhagel
Anders als andere Länderpolizeien, wo den GruKw in geschlossenen Einheiten schlicht die Rolle zukommt, Gruppen von A nach B zu transportieren und sie mit ausreichend Sicherheitsabstand zum „Brennpunkt“ abzusetzen, von wo aus die Bullengruppen die letzten hundert Meter bis zum Einsatzort zu Fuß zurück legen, nahmen die Berliner Polizist*innen die „Wannen“ meistens in die vorderste Linie mit. Im Steinhagel fuhren sie dem Gegenüber praktisch bis vor die Füße, bevor sie überfallartig aus den großen Hecktüren heraus sprangen und angriffen.
Dabei blieb das Fahrzeug in der unmittelbaren Nähe der zugeteilten Gruppe, die es gleichermaßen als Deckung gegen Wurfgeschosse und als Rückzugsort im Falle von zu starker Bedrängung oder nach getätigten Festnahmen nutzte.
Die Bullen hofften, das Gegenüber mit dieser Annäherungstaktik überrumpeln zu können, wodurch es zu mehr Festnahmen kommen sollte. Die Konstruktion der Wanne war dafür unverzichtbar: Rundum montierte Schutzgitter, Lexanscheiben, verstärkte Karosserien, längs angeordnete Pritschenbänke und ein breiter Mittelgang an dessen Ende eine große Hecktür liegt. Diese alten Wagen werden teilweise heute als GefKw umfunktioniert.
Der GruKw anderer Bundesländer waren dagegen schon länger konzipiert wie kleine Reisebusse: Gepolsterte Sitzbänke in Fahrtrichtung, schmale Mittelgänge, keine Gitter, dazu Türen, die derart angeordnet sind, dass die Bullen nur peu à peu raus können, statt in einem Schwung. Fahrzeuge für die zweite Reihe, wo weniger Schutz und langsames Austeigen keine Nachteile sind.
GruKw für Transport zur Gefahrenzone
Seit 2005 ist auch die Berliner Polizei dazu übergegangen, die so genannten Gruppenkraftwagen vorwiegend für Transporte außerhalb der „Gefahrenzone” zu nutzen. Von der taktischen Option, den GruKw z.B. auch mal dazu zu nutzen, eine Gruppen geschützt in einen Steinhagel zu befördern oder umgekehrt zu evakuieren, sind die Polizist*innen hier abgekommen, was sich auch in den neu angeschafften Fahrzeugmodellen widerspiegelt.
Pessimist*innen in den Reihen der Polizei befürchten, dass sich dieser taktische Umschwung und die damit verbundenen Beschaffungen neu konzipierter (u.a. schwächer geschützter Fahrzeuge) zukünftig als Schwachstelle entpuppt.
Teils wurden die alten Mercedes 814D-Wannen schon 2005 aussortiert und abgelöst. Bis heute sind sie jedoch noch im Einsatz. Als Ersatz sind Mercedes Sprinter, Renault Master und insbesondere der Mercedes 813D eingeführt worden. Diese GruKw stehen meist in den Seitenstraßen oder fahren parallel und hinter der Demo mit nur einer Person (Fahrer*in) besetzt mit.
Schutz
Einer massiven Gewalteinwirkung werden die GruKw der neuen Generation, die allesamt auf Vergitterung o.ä. verzichten, nicht lange widerstehen. Zwar ist man im Bereich der Verglasung zu widerstandsfähigen Kunststoffenübergegangen, massivem Steinhagel oder Einwirkung durch Verkehrsschilder (Rammen) halten diese aber bekanntermaßen nur bedingt stand.
Handhabung
Das Ein- und Aussteigen gestaltet sich durch den beengten Innenraum und die ungünstige Anordnung von Sitzbänken und Türen unter verschärften Einsatzbedingungen schwierig. Wird das Fahrzeug z.B. unerwartet während der Fahrt beworfen, vergehen „wertvolle” Sekunden, bevor die Bullen reagieren können.
Taktik
Auch im Rahmen größerer, vorbereiteter Polizeieinsätze zeigen sich Schwachstellen: Sind die Gruppen einmal abgesessen und auf dem Fußweg zum Einsatzort, stehen die GruKw einige Querstraßen entfernt. Nur selten stellen die Bullen zusätzliche Kräfte ab, um diese zu bewachen. In der Regel bleibt es bei einem Bullen, der am Steuer sitzt und daher nur eingeschränkt in der Lage ist, auf Angriffe zu reagieren oder gar Angreifer*nnen festzunehmen. Es lässt sich leicht ausmalen, in welche Bedrängnis die Bullen geraten, wenn es hier kracht.
Sind doch schöne Aussichten!
Warten wir es ab.