Einsatzkonzept: plötzlicher Ärger

Nicht im Polizeibericht 2010, aber für unsere Praxis nicht irrelevant sind Polizeitaktiken bei “plötzlichem Ärger”. Dabei kann es um eine Prügelei gehen, Sprühaktionen, nächtliche Kleingruppenaktionen oder auch Szenarien wie: auf einmal tauchen 30 Vermummte auf und hauen Scheiben und Autos ein oder einem Nazi wird ein Fenster eingeworfen.

Szenario 1

Wie die Polizei vorgeht, hängt dabei davon ab, ob die Polizei per Notruf davon erfährt oder per Streife zufällig selbst vor Ort ist. Im Falle eines Notrufs fährt die Polizei stets zunächst zum gemeldeten Tatort, um die Lage einzuschätzen. Oft fährt zunächst eine Zivilstreife (meist die zivilen Beamten der Abschnitte; MEK FAO; StrD K) vorbei, um sich einen ersten schnellen Eindruck zu verschaffen und die Verstärkung zu informieren. Dies dient vor allem auch der Eigensicherung der Cops, da dort festgestellt werden kann, ob bspw. Waffen mitgeführt werden. In seltenen Ausnahmefällen greifen diese Zivilstreifen auch sofort ein, etwa wenn Lebensgefahr besteht. Danach folgt eine weiträumigen Geländesicherung. Im Folgenden kommt es häufig zu einer Nahbereichsfahdung erst einmal ohne Blaulicht. Die Polizei nutzt die Zeit in dieser Phase auch um vor Ort auch um Zeug*innenaussagen aufzunehmen. Dabei kann es auch vor kommen, dass die zivilen Beamten*innen sich unter die vorhandenden Personen mischen und mit ihnen in Gespräch kommen.

Szenario 2

Wesentlicher flotter geht es von statten, wenn eine Streife selbstständig von den Geschehnissen mitbekommt. Auch diese erste Streife beobachtet meist zunächst und gibt die Informationen weiter. Nur in seltenen Fällen (beispielsweise Prügeleien unter Einsatz von lebensgefährdenden Vorzeichen) schreitet diese Streife direkt ein. Die gerufene Verstärkung kommt innerhalb weniger Minuten. Meist läuft der Informationsfluss über die Einsatzleitzentrale und geht dann zu den Abschnitten. Eine weiträumige Ringfahndung ist so schneller organisiert.

Nahbereichsfandung

Bei der sog. Nahbereichsfahndung nimmt die Polizei häufig random Leute mit, die einfach “szenetypisch” aussehen. Sei es, weil sie einfach nur am eingeschlagenen Fenster vorbeigehen und sich das Ganze anschauen oder zufälligerweise im Kiez gleichzeitig plakatieren. Je unspezifischer die Informationen zum Tathergang, desto ungenauer ist die Absuche der Umgebung. Teilweise kommen sie aber auch durch vermeintliche Zeug*innen auf bestimmte Personen und deren Laufrichtung oder Aufenthaltsort. Soll in diesem Fall ein Zugriff durch uniformierte Cops geschehen, teilen diese sich gelegentlich auf. So werden Beamte an nahegelegenen Kreuzungen aus den Streifenwagen abgesetzt um Fluchtwege abzuschneiden.

Achtung Aktivbürger*innen

Aufzupassen gilt es auch im Falle von Aktivbürger*innen, die eigenmächtig Leute festhalten und der Polizei übergeben. Auch wenn bei Festnahmen nach plötzlichem Ärger teilweise schnelle Vorverurteilungen stattfinden, sei es durch die Polizei oder gar Presse und ehemalige Arbeitgeber*innen, muss eine Festnahme im Umfeld noch lange nichts heißen.